06.02.

Paris, Texas

TV-Ausstrahlung | ZDF | 00:30 Uhr

Ein Mann, eine Frau, ein Kind oder Wim Wenders, Ry Cooder und Amerika: 1984 übersetzte der Deutsche Wim Wenders die traurige Geschichte einer zerfallenen Kleinfamilie in überwältigende Kinobilder. Orchestriert vom Gitarrenscore Ry Cooders und mit Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski und Dean Stockwell perfekt besetzt, wurde Wenders‘ melancholisches Road-Movie in Cannes mit einer Goldenen Palme belohnt.

Das ZDF zeigt Wenders‘ Klassiker über sein Sehnsuchtsland Amerika im Rahmen einer Hommage der diesjährigen Berlinale an den Regisseur, der im kommenden August seinen 70. Geburtstag feiert.

Ein halbverdursteter Mann, Travis, irrt ziellos durch die texanische Wüste, bis ihn der Arzt des trostlosen Fleckens, in den er irgendwann gestolpert ist, notdürftig versorgt. Da der Mann nicht spricht, informiert man seinen Bruder in Los Angeles über das Auftauchen des seit Jahren Totgeglaubten. Gemeinsam mit seiner Frau hatte der kinderlose Walt vor Jahren Travis‘ inzwischen siebenjährigen Sohn Hunter bei sich aufgenommen und großgezogen.

Walt gelingt es, den schon wieder weiter gezogenen Travis aufzugabeln und dazu zu überreden, mit ihm zurück zu seinem Sohn zu fahren. In L.A. beginnt Travis nicht nur, wieder mit seiner Familie zu sprechen, sondern auch das Eis zwischen sich und Hunter zu brechen. Nach einer Weile beschließen Vater und Sohn, sich auf die Suche nach Hunters Mutter Jane zu machen, die den kleinen Hunter nach Travis‘ Verschwinden zu ihrem Schwager geschickt hatte. Es beginnt eine Reise an den Kern der Tragödie, die die Familie vor Jahren zerrissen hatte.

Grandiose Landschaften, einsame Menschen: In „Paris, Texas“ zeigt Wenders seine große Stärke als Bildererzähler, Leitmotiv: die Farbe Rot, die sich wie ein auffälliger, aber nicht aufdringlicher Gefühlsindikator durch den Film zieht. Gemeinsam mit Drehbuchautor Sam Shepard, Kameramann Robby Müller und seinen ausgezeichneten Darstellern gelang Wenders das Kunststück, den Mythos Amerika gleichzeitig zu feiern und in Frage zu stellen. Kongenial begleitet von Ry Cooders melancholischem Gitarren-Sound, der die Geschichte auch dreißig Jahre später noch wehmütig und unverwechselbar grundiert.

3sat zeigt am 5. Februar „Himmel über Berlin“, am 6. Februar „In weiter Ferne, so nah!“ und am 14. Februar „Buena Vista Social Club“.

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