11. Wim Wenders Stipendium 2024

 

Die Film- und Medienstiftung NRW hat gemeinsam mit der Wim Wenders Stiftung das 11. Wim Wenders Stipendium verliehen. Im Theatersaal des traditionsreichen Malkastens in Düsseldorf wurden sieben Stipendiat:innen für fünf Projekte ausgezeichnet. Den Filmemacher:innen wird mit dem renommierten Stipendium in Gesamthöhe von 100.000 Euro die unabhängige Entwicklung ihrer innovativen Projektideen ermöglicht. Die Jury – bestehend aus dem Vorsitzenden Wim Wenders, Filmstiftungsgeschäftsführer Walid Nakschbandi, Mirko Derpmann, Kreativdirektor Scholz & Friends Agenda, sowie Hella Wenders, Regisseurin und Co-Geschäftsführerin der Wim Wenders Stiftung, wählte die fünf Projektideen in einem zweistufigen Verfahren aus.

Ausschlaggebend bei ihrer Entscheidung waren die stoffliche Originalität sowie das überzeugende visuelle Konzept. Juryvorsitzender Wim Wenders: „Die Jury des Wim Wenders Stipendiums der Film- und Medienstiftung NRW hat in diesem elften Jahr insgesamt 46 Einreichungen aus ganz Deutschland gesichtet, so viele wie noch nie. Wir zeichnen diesmal fünf innovative und besondere Projekte zu zeitgenössischen und existentiellen Themen aus. Die Stipendiat:innen 2024 blicken einerseits in die Zukunft und setzen sich mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz auseinander, andererseits ist ein bestimmendes Thema dieses Jahrgangs die Suche nach den Wurzeln. Mit dem Stipendium soll den Filmemachenden die Zeit gegeben werden, ihre Inhalte weiter zu erforschen und die geeignete filmische Sprache dafür zu finden. Herzlichen Glückwunsch an die Stipendiat:innen 2024 und vielen Dank an alle Bewerber:innen für ihr Vertrauen.“

Preisträger*innen

„Echoes of Movemen“ von Hildegard Alina Oehler (NRW) & Valerie-Malin Schmid (Bayern) Experimenteller Dokumentarfilm über den afrodeutschen Balletttänzer James Saunders, 20.000 Euro

Der in Köln ansässige Tänzer James Saunders stürzte 1996 bei einer Performance im Museum Ludwig in den Tod. Saunders zentrale Themen waren Identität, Transformation und Geschlecht. Mit zeitgenössischen Tänzer:innen soll sein Werk neu interpretiert werden. Mit Hilfe surrealistischer 3D-Landschaften auf einem LED-Volume wird ein erzählerischer Raum für die Tanzenden gebildet.

„Zwischen zwei Zeiten“ von Daniel Kötter (Berlin) & Miedya Mahmod (NRW) Experimenteller Dokumentarfilm, Roadmovie und politischer Landschaftsfilm, 20.000 Euro

Miedya Mahmods Vater Salah ist Überlebender des Giftgasanschlags 1988 im Iran-Irak-Krieg. Der Film untersucht, wie sich solche Gewalt in die Landschaft und die menschliche Psyche einschreibt. Dazu reisen Miedya und Salah Mahmod seine damalige Fluchtroute in entgegengesetzter Richtung entlang, von Deutschland in die Autonome Republik Kurdistan im Irak. Vor allem die deutsche Verantwortung an dem Anschlag soll untersucht werden.

„OH! YOU PRETTY THINGS“ von Nicola Fegg (Berlin) Experimenteller Dokumentarfilm um das KI-genierte Supermodel Shudu, 20.000 Euro

Fegg möchte mit ihrem Film die Grenzen der Hybridform ausloten und so einen Science-Fiction-Hybrid-Dokumentarfilm schaffen. Im Mittelpunkt steht das KI generierte Supermodel Shudu und ihr Schöpfer Cameron-James Wilson sowie die drei Frauen, die ihren Körper und Stimme als Blaupause für Shudu geben. Das Model-Business wird kritisch betrachtet. Das hybride Doku-Konzept hat einerseits einen begleitenden, analytischen Ansatz und zeigt ebenso die Entstehungsgeschichte und Rezeption von Shudu. Gleichzeitig sollen die Missstände im Mode-Business und die neuen Möglichkeiten, die Shudu bietet, dargestellt werden. Andererseits soll eine fiktive Ebene entwickelt werden, die eine neue Realität erschafft, in der Shudu eine eigenständige Figur ist und Emotionen fühlt.

„Im Takt des Purzelbaums“ von Britta  Wauer (Berlin) Portraitfilm über Anni Sauer mit KI-generierter Visualität, 20.000 Euro

Der Dokumentarfilm über Anni Sauer wird mit einer speziellen visuellen Ebene arbeiten, die Archivmaterial durch KI neu zum Leben erweckt. Sauer gründete und leitete in der damaligen DDR ein Ensemble von Kindern, das Weltoffenheit und Freigeist vermittelte. Selbst war Sauer als Jüdin auf der Flucht vor den Nazis verhaftet worden und verbrachte 20 Jahre in einem sowjetischen Straflager. Nach ihrer Freilassung durfte sie in der DDR nicht darüber sprechen. Wauer, selber Ensemble-Kind, stützt sich auf Erinnerungen von weiteren Ensemble-Kindern, Freunden, Bekannten, Familien sowie Archivdokumenten.

„Monolog“ (AT) von Michael Fetter Nathansky (NRW) Dystopisches Familiendrama mit ‚Elevated Horror‘ Elementen, 20.000 Euro

Als Europa von einem Sprachvirus befallen wird, führen alle Menschen nur noch ununterbrochen Selbstgespräche. Sie sind zu keinerlei Kommunikation mehr im Stande. Eine Familie, die vom Virus befallen ist, muss neue Sprachformen erfinden, um die größte menschliche Fähigkeit zu retten: den Dialog.