• Obere Reihe, v.l.n.r.: Die Stipendiaten Marten Persiel ("The Way We Were"), Rosana Cuellar ("Popping the Question"), Anatol Schuster ("Stille"), Lina Sieckmann und Miriam Gossing ("Freetime Mermaid"), Jörg Haaßengier und Jürgen Brügger ("Stadt aus Schrott"); untere Reihe: die Jury: Vorsitzender Wim Wenders (Mitte), Petra Müller (Film- und Medienstiftung NRW), Mirko Derpmann (Scholz & Friends) © Anna Kaduk/Film- und Medienstiftung NRW

In der Düsseldorfer Filmwerkstatt hat die Film- und Medienstiftung NRW am 28. September 2017 gemeinsam mit der Wim Wenders Stiftung zum vierten Mal das Wim Wenders Stipendium verliehen. Das Stipendium, das jährlich mit einer Gesamtsumme von 100.000 Euro ausgelobt wird, soll jungen Filmemacherinnen und Filmemachern Freiraum für die unabhängige und eigenständige Entwicklung ihrer filmischen Ideen verschaffen.

Aus insgesamt 27 eingereichten Anträgen wählte die Jury unter Vorsitz von Wim Wenders fünf Projekte aus. Für die Entscheidung der Jury war neben der stofflichen Qualität vor allem auch die visuelle Konzeption ausschlaggebend. Gemeinsam mit Wim Wenders bildeten Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, und Mirko Derpmann, Kreativdirektor und Partner der Scholz & Friends Group, die Jury.

Am Vorabend der Verleihung fand wie im vergangenen Jahr ein Kolloquium mit den Stipendiaten der letzten beiden Jahrgänge statt. Hier berichteten die Filmemacherinnen und Filmemacher der Jury um Wim Wenders zum aktuellen Stand der geförderten Projekte, zeigten erste Arbeitsproben und tauschten sich mit Kollegen und Jury über die Weiterentwicklung ihrer Projekte aus.

Für mehr Informationen siehe filmstiftung.de sowie  wimwendersstiftung.de

PREISTRÄGER

FREETIME MERMAID Miriam Gossing, Lina Sieckmann, Köln
Experimenteller Dokumentarfilm, 30.000 Euro

„Freetime Mermaid“ wirft einen künstlerisch-essayistischen Blick auf das Phänomen „Mermaiding“-Frauen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen als Meerjungfrauen inszenieren.  Auf den ersten Blick eine ausgefallene Extravaganz einer Randgruppe, offenbart sich dieses (pop)kulturelle Spiel mit der Identität als perfekte Folie, um über Inszenierung, Geschlechterverhältnisse und Massenkultur nachzudenken.

THE WAY WE WERE Marten Persiel, Berlin
Experimenteller Dokumentarfilm, 30.000 Euro

Wird unsere Zeit kommenden Generationen als goldene Vergangenheit erscheinen? Im Jahre 2045 ernähren endlose Monokulturen 10 Milliarden Menschen. Das Stimmengewirr der Vögel des 20. Jahrhunderts ist nahezu verstummt. Doch in der Erinnerung leuchten die Bilder untergegangener Arten nach. Im Film sehnen sich Menschen zurück in die goldene Zeit der 2010er und 20er: unsere Gegenwart. Die Zeit, in der das große Sterben nur eine Fußnote endloser Polit- und Religionskonflikte war. Eine historische Dokumentation aus einer nicht allzu fernen Zukunft.

POPPING THE QUESTION Rosana Cuellar, Hamburg
3D-Spielfilm, 20.000 Euro

Im 18. Jahrhundert folgen zwei Mädchen vom Lande einem gewieften Vertreter in die Stadt, um ein neues Leben zu beginnen. Dort werden sie mit dem Kapitalismus konfrontiert, der Verführung, ihre Werte dem Streben nach Erfolg und der Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse zu opfern. Bald stehen die Mädchen vor der Wahl, sich der neuen Welt anzupassen oder von ihr verschlungen zu werden.

STADT AUS SCHROTT Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier, Gerhard Schick, Köln
360°-Dokumentarfilm, 10.000 Euro

Was Europa nicht mehr braucht, landet in Afrika – in Agbogbloshie, der größten Elektronikschrott-Müllhalde der Welt. Es ist einer der verseuchtesten Orte der Erde. In dem VR-Film tauchen wir mit den Jugendlichen Ondiege und Charles, die auf der Deponie leben und arbeiten, ein in eine apokalyptische Welt – die mehr mit uns zu tun hat, als wir alle denken.

STILLE Anatol Schuster, Berlin
Spielfilm, 10.000 Euro

Auf dem Weg zur Arbeit bleibt Klara stehen. Von diesem Moment an hört sie auf, ihr gewohntes Leben fortzusetzen. Stück für Stück löst sie ihre Identität auf. Sie zieht sich in den Keller zurück – und wird zur Kellerheiligen stilisiert. Sie hört auf zu reden – und wird für verrückt erklärt. Doch Klara lässt sich nicht vereinnahmen. Freigelassen strömt sie als Phänomen durch den Puls der Großstadt. In der steten Bewegung findet Klara Stille. Ihr Nachbar, ein zeitgenössischer Komponist, verfolgt neugierig ihren rätselhaften Weg und versucht schließlich, der Stille eine musikalische Form zu geben.