VERLEIHUNG DES 3. WIM WENDERS STIPENDIUMS

In den Räumen der Sammlung Philara in Düsseldorf-Flingern wurde heute zum dritten Mal das Wim Wenders Stipendium der Film- und Medienstiftung NRW vergeben. Das jährliche mit einer Gesamtsumme von 100.000 Euro ausgelobte Stipendium soll jungen Filmemachern und Filmemacherinnen den Freiraum für die unabhängige und eigenständige Entwicklung ihrer filmischen Ideen verschaffen.

Aus insgesamt 26 eingereichten Anträgen wählte die Jury unter Vorsitz von Wim Wenders 4 Projekte aus: Eine Geschichte der modernen Erschöpfung, ein Liebesfilm nach Raymond Federman, eine Coming-of-Age-Geschichte aus Cuba und ein dokumentarischer Science-Fiction-Film um 3D-Drucker.

In der Endrunde präsentierten 7 ausgewählte Bewerber ihre Projekte persönlich vor der Jury. Für die Auswahl der Jury war neben der stofflichen Qualität vor allem auch die visuelle Konzeption ausschlaggebend. Gemeinsam mit Wim Wenders in der Jury: Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW und Mirko Derpmann, Kreativdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung von Scholz & Friends Agenda.

„Wie schon in den Vorjahren überzeugte uns die Vielfalt und Originalität der Einreichungen. Dafür zunächst einen herzlichen Dank an alle Bewerber und Bewerberinnen für ihre Anträge,“ so Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW. „Am Ende haben wir uns für vier Projekte entschieden, die eine originäre Vision und eigene Handschrift erwarten lassen. Herzlichen Glückwunsch an die Stipendiaten 2016, die sich jetzt auf den Weg machen können, Ihre Ideen auszuarbeiten.“

„In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal die Ergebnisse der Vorjahres-Stipendiaten gesehen. Die hohe Qualität und Originalität dieser ersten Arbeitsproben hat uns gezeigt, dass wir mit dem Entwicklunsstipendium auf dem richtigen Weg sind. Wir können es kaum erwarten, die fertigen Filme auf der großen Leinwand zu sehen,“ so Wim Wenders. „Am meisten aber hat mich gefreut, dass wir die gleiche Begeisterung auch bei den Teilnehmern der diesjährigen Endrunde wieder gesehen haben. Auch wenn wir am Ende nicht alle Projekte berücksichtigen konnten, wünsche ich allen Bewerbern von Herzen alles Gute auf ihrem weiteren Weg, gratuliere den ausgewählten Stipendiaten und freue mich schon jetzt auf das nächste Kolloquium.“

Am Vorabend hatte erstmals eine Gesprächsrunde mit den Stipendiaten der Jahrgänge 2014 und 2015 stattgefunden. Diese präsentierten der Jury den Stand ihrer Projekte und tauschten sich mit Kollegen und Jury über die Weiterentwicklung ihre Filme aus.

Zu den ausgewählten Projekten 2016: 

Ein Liebesfilm“ von Tim Großkurth, Köln, Experimentalfilm, 28.000 Euro
Moinous und Selene begegnen sich das erste Mal an einer Straßenkreuzung. Oder besser gesagt, sie begegnen sich beinahe, während sie sich nur kurz im Vorbeigehen anlächeln. Was wäre geschehen, wenn sie miteinander gesprochen hätten? In ihren Vorstellungen vermischen sich Phantasie und Realität, bis sie ein zweites Mal aufeinander treffen. Ein experimenteller Liebesfilm nach einem Roman von Raymond Federman.

Hello my friend“ von Bettina Blümner, Berlin, Spielfilm, 30.000 Euro
Die Studenten Benjamin, Katharina und Judith reisen nach Kuba um Katharinas verschollenen Bruder zu suchen. Katharina allerdings interessiert sich eher für die Möglichkeiten des weiblichen Sextourismus, Benjamin träumt von einer romantischen Beziehung mit Judith, die sich wiederum in einen kubanischen Tänzer verliebt und diesen für seine „echten Gefühle“ bezahlt. Sie verstricken sich in ein Netz aus Selbstbetrug, Gefühlen und Begierden. Gefilmt wird ihre Suche ausschließlich mit Mobiltelefonen.

Stella Nova“ von Kai Gero Lenke, Achim, dokumentarisch-fiktionaler Science-Fiction, 22.000 Euro
Ausgehend von der aktuellen Entwicklung auf dem Gebiet biologischer 3D Drucker verschränkt dieser Hybrid zwischen Science-Fiction und Dokumentarfilm das, was heute schon möglich ist mit einer atemberaubenden Zukunftsvision. Aus einem Essay über einen Apparat wird so ein Spielfilm über die Auflösung von Zeit, Raum und Identität.

Formen moderner Erschöpfung“ von Sascha Hilpert, Berlin, Dokumentarischer Essayfilm, 20.000 Euro
Die Geschichte der Nervosität als persönliche Erfahrung und als Reflexion politischer Umstände: Das legendäre Sanatorium Barner ist Klinik und Denkmal zugleich. An dem Ort, an dem „Ausgebrannte“ auch heute noch auf Heilung hoffen wurden schon im Fin de Siècle die Neurastheniker behandelt. Eine Archeologie der Überforderung vom Anfang der Moderne bis zu den Burn-Out Opfern von heute.

2014 wurde das Wim Wenders Stipendium erstmals vergeben. Seither wurden acht Stipendien mit einer Gesamtfördersumme von 195.000 Euro verliehen. Über die Vergabe entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz von Wim Wenders im Rahmen eines zweistufigen Bewerbungsverfahrens. Nach einer Vorauswahl werden die Kandidaten eingeladen, ihre Projekte vor der Jury zu präsentieren. Neben inhaltlichen Kriterien geht es vor allem auch um die überzeugende formale und visuelle Gestaltung der Projektideen.

Wim Wenders und seine Frau Donata Wenders gründeten die Wim Wenders Stiftung 2012 mit Unterstützung des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf, der Film- und Medienstiftung und privaten Zustiftern in Düsseldorf. Die Geschäftsführerin ist Laura Schmidt. Neben der Sicherung des künstlerischen Lebenswerks soll die Stiftung als Plattform für Austausch und Forschung in den Bereichen Film, Kunst und Medien dienen. Mit dem von der Film- und Medienstiftung NRW vergebenen Wim Wenders Stipendium sollen darüber hinaus Filmemacher und Videokünstler gefördert werden.

 

Foto-Download 
http://www.filmstiftung.de/wim-wenders-stipendium/

Für weitere Informationen: Film- und Medienstiftung NRW, Erna Kiefer, Tel.: 0211-93050-22, presse@filmstiftung.de

 

Photo: hinten: Stipendiaten 2016: Tim Großkurth („Ein Liebesfilm“), Bettina Blümner („Hello my friend“), Sascha Hilpert („Formen moderner Erschöpfung“) und Kai Gero Lenke („Kai Gero Lenke“) vorne: Jury: Mirko Derpmann, Kreativdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung Scholz & Friends Agenda, Juryvorsitzender Wim Wenders und Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW © Anna Kaduk / Film- und Medienstiftung NRW